Greening – Ciolos‘ umstrittene Naturschutzpläne
Die Landwirtschaft soll nachhaltiger werden, das jedenfalls sehen die Vorschläge des EU-Agrarkommissars zur Reform 2014 vor. Wir wollten wissen, welche Befürchtungen eine typische Bauernfamilie in Bayern mit Dacian Ciolos‘ Greening-Vorschlägen verbindet. Autor: Norbert Haberger
Der Hof von Familie Schmid in Breitenau bei Dachau ist ein Landwirtschaftsbetrieb wie viele andere in Bayern: 45 Milchkühe stehen im neuen Laufstall, als zweites Standbein haben Schmids letztes Jahr außerdem eine Biogasanlage gebaut.
Für Biogas und Kühe brauchen sie viel Futter, hauptsächlich silierten Mais vom eigenen Acker. Doch das könnte bald ein Problem werden, so die Befürchtung: Um Umwelt- und Naturschutz voranzutreiben, will EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos einen Teil der Direktzahlungen an die Erfüllung bestimmter Auflagen koppeln. Die volle Prämie soll nur der erhalten, der sieben Prozent seiner Äcker und Wiesen als ökologische Ausgleichsflächen ausweisen kann. Dort sollen dann statt Ackerfrüchten Hecken, Feld- und Wiesenraine stehen. „Greening“ nennt der Agrarkommissar die Maßnahmen, mit denen die Artenvielfalt gefördert sowie Wasser- und Bodenschutz verbessert werden sollen.
Dacian Ciolos‘ Greening-Vorschläge
Für jeden Hektar bewirtschaftete Ackerfläche bekommen Landwirte sogenannte Direktzahlungen oder Flächenprämien. In Deutschland sind das mehr als 300 Euro pro Hektar. Die sollen ab 2014 zum Teil an Umweltauflagen gekoppelt sein. 70 Prozent der Flächenprämien bekommen die Landwirte weiterhin ohne Auflagen, 30 Prozent unter folgenden Voraussetzungen:
- Die Erhaltung von Dauergrünland
- Eine Fruchtfolge mit mindestens drei Kulturen, wobei jede Kultur mindestens 5 Prozent und maximal 70 Prozent der förderfähigen Ackerfläche ausmachen muss
- 7 Prozent der Ackerfläche werden für Naturschutzmaßnahmen aus der Produktion genommen