35 Jahre Giftmülldeponie Münchehagen

35 Jahre Giftmülldeponie Münchehagen

SAD-SMD-Altlast-GSM

Altlast, weiterhin Dioxine Eintrag in Ils

Dioxine und Furane Messwerte der Ils

ng ITE/kg Schwebstoff µg/ITE Fracht
1998 ab Okt. 30 344   vor Sanierung
1999  190 1297 Sanierung
2000   156 652 Schlitzwand und Oberflächenabdichtung fertig
2001   72 2854 Oberflächenalarmsystem „Geologger“ wird installiert 
Summe 1999-2001 418 4803   Blau = BIMI BUND Berechnung  
Entspricht 1   11,490 
Mittelwert 1998 30 x 11,49 = 344  
Daraus ergibt sich ein berechneter Mittelwert für 1998 von 344 µg/ITE Dioxine Fracht. Vergleicht man 1998 (344) mit 2001 (2854), ist das Frachtvolumen an Dioxinen trotz Sanierung um ca. 800 % gestiegen! Dabei liegt der Seveso Dioxine Anteil laut veröffentlichten Werten bei ca. 70 % der Dioxinefracht  
Fazit:
Vor der Sanierung wurden „nur“ 30 ng/kg TCCD/F gemessen, nach der Sanierung aber 72 ng/kg und eine um 800 % höhere Fracht an Dioxinen und Furanen!  Dies ist kein Erfolg für die Altlastsicherungsgesellschaft! 
Wiesen und Milch Kontamination
Die BIMI wurde darüber informiert, dass der Grabenaushub der Ils weiterhin auf die umliegenden Wiesen abgekippt wird. Dadurch entsteht bei der Weidebewirtschaftung eine Kontamination der Gräser und der Milch, sowie eine weitere Belastung der Oberflächen- und der Grundwasserströme. Der neue EU Grenzwert (EU Kontaminantenverordnung 466/2001)  für Milch und Milchprodukte von 3 pg TEQ/g Fett ist seit dem 01.07.2002 in Kraft. Angestrebt wird aber von der NRW Landesregierung eine Reduzierung auf 0,9 pg TEQ/g Fett. Damit dürfe es für die Landwirte problematisch eng werden, denn die Grundbelastung liegt bei ca 0,5 pg TEQ/g Fett. Der mit Dioxine hochgradig belastete Grabenaushub sollte anderweitig entsorgt werden.
Ils Messstation

Die 400.000 DM teure Ils Messstation, wurde am 23.09.1998 durch Bärbel Höhn in Betrieb genommen. Das Staatliche Umweltamt Minden misst im Auftrag des MUNLV (Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen) die Dioxine und Furane, die sich an den Schwebstoffen des Ils-Wassers annisten.

Polder wurden 30m tief mit Giftmüll verfüllt

Der Giftmüll wurde in Polder, die in der Altdeponie ca. 5m tief sind abgekippt, in der neuen Deponie der GSM aber ca. bis in 25 – 30m Tiefe verfüllt wurden! Dieser Bereich lag weit unter dem natürlichen Grundwasserstand. Eine Wasserhaltung machte erst eine vollständige Verfüllung möglich. Die Katastrophe begann mit der Pleite der Firma. Die Entwässerungspumpen wurden abgestellt, was zur Folge hatte, das die Polder „absoffen“. Die Dioxine und andere hochgiftige Schadstoffe verbreiten sich über den Grundwasserstrom, auch nach der Sanierung (Einbau der Schlitzwand und der Oberflächenabdichtung), und gelangt auch an die Oberfläche (da das Deponiegelände in Hanglage verläuft, strebt  der Grundwasserstrom dadurch ebenfalls bevorzugt talwärts und versucht an der Oberfläche auszutreten, ähnlich einer Quelle), wo es im Graben an der Kreisstraße 44, sowie in die Ils austritt. (siehe auch Messstation Ils StUA Minden Seite 11)

Chronik
August 2001 Münchehagen Sondermülldeponie nach 16 Jahren endlich dicht ?
22. August 2001 Die Gesamtanlage wird im Rahmen einer Feier an die Altlastensicherungsgesellschaft übergeben
Juli 2001 Die Oberflächenabdichtung der Alt-Deponie (25 Flachpolder 5m tief) ist fertiggestellt
Dezember 2000 Die Oberflächenabdichtung der GSM Deponie (Tiefpolder 25 m tief) ist fertiggestellt
22. März 2000 Die Oberflächenabdichtungsarbeiten beginnen
16. Okt. 1999 Die Altlast ist mit 1252 m Dichtwand in bis zu 30 m Tiefe umschlossen
August 1998 „Nur noch wegziehen“ Ist Nina (3) wegen Dioxin an Leukämie erkrankt?
August 1998 Giftmülldeponie wieder im Visier. Heftige Vorwürfe nach neuen Leukämiefällen um Münchehagen
23 Juli 1998 Ils Messstation wird auf Nordrheinwestfälischer Seite durch Bärbel Höhn eingeweiht
April 1998 Mülldeponie wird erst später saniert,Umweltministerium braucht noch ein halbes Jahr Zeit
Frühjahr 1997 Die Niedersächische SPD Landesregierung entscheidet die Deponie zu sanieren, seitlich und von oben soll sie eingekapselt werden
Oktober 1993 Seveso-Gift gelagert? AmtsGericht: Einzige Erklärung für Dioxine-Konzentrationen
Dezember 1991 Giftsucher vergiftet – Arbeiten auf Dioxinekippe Münchehagen eingestellt
Juni 1990 Behörde will Vertrauen Münchehagen-Fässer enthalten giftiges Öl-Wasser-Gemisch und Seveso-Gift Dioxin
Februar 1990 Verseuchte Hausmülldeponie, Skandaldeponie Münchehagen: Bürgerinitiative stellt Strafanzeige gegen Beamte
Dezember 1988 Kippe spuckt Gift-Gas um Dioxin-Deponie Münchehagen jetzt Atemschutzgeräte vorgeschrieben Zwei Arbeiter in Behandlung
November 1988 Dioxine-Kippe vor Gericht, Zum ersten Mal muss die völlige Beseitigung einer Gitfmüll-Deponie verhandelt werden / Stadt Rehburg-Loccum
Juli 1988 Revival für die Dioxin-Kippe//Niedersächsisches Umweltministerium denkt an Weiternutzung der stillgelegten Giftmülldeponie Münchehagen
Oktober 1985 Weltrekord  Seveso Dioxine Fund 1.125 mg TE/kgin ölschlieriger Wasserprobe
1979 / 1980 Waldsterben im Lusekamp, Rinde platzt im unteren Stammbereich großflächig ab
1977 Unmittelbar neben der Altdeponie (siehe 1968) errichtete die Gesellschaft für Sondermüllbeseitigung Münchehagen GmbH und Co KG (GSM) 1976 eine zweite Giftmülldeponie (sog. GSM Deponie), die sie von 1977 bis 1983 betrieb, und auf der sie drei Gruben (Polder 1 bis 3) mit ca. 350.000 m³ Giftmüll füllte. Der erste Deponiebetreiber brauchte sich kaum um Sonderabfallgesetze zu kümmern, es gab in Niedersachsen erst ab 1973 Gesetze. Im Grundbuch ließ sich die Fa. streichen, so wurde die Altdeponie, nachdem die Firma an den Einlagerungen verdient hatte der Allgemeinheit zurückgegeben.
10. Juli 1976 Samstag 12.37 In der Chemiefabrik Icmesa im Mailänder Vorort Sevesoentweicht unbemerkt eine hochgiftige Gaswolke – Er ist der bekannteste Chemieunfall Europas, und er brachte das Dioxine in die Schlagzeilen. Auch 25 Jahre später sind die Wunden noch nicht verheilt.
März 1972 Fischsterben in der Ils durch eingeleitetes Deponiewasser
1968 Auf einer Fläche von 2,5 ha (sog. Altdeponie) hat die Fa.Börstinghaus & Stenzel von 1968 -1973 in einer abgebauten Tongrube 50.000 m³ u.a. ölige Industrie- und Giftabfälle in 25 Einzelpoldern (bis ca. 5 m tief) verfüllt. Diese Anlage wird heute als Altdeponie bezeichnet