Benedikt Haerlin leitet die europäische Initiative „Save our Seeds“ (SOS) für gentechnikfreies Saatgut und organisiert Konferenzen der gentechnikfreien Regionen Europas. Er war Vertreter der Nichtregierungs-Organisationen im Aufsichtsrat des Weltagrarberichts (IAASTD) der UN und der Weltbank. Seither engagiert er sich intensiv für dessen Forderung nach einer radikalen Wende in der globalen Landwirtschaft, u. a. beim Bündnis „Meine Landwirtschaft“, in der europäischen Allianz „ARC2020“ und mit dem Projekt 2000m2.
Bauernvertreter aus verschiedenen Kontinenten sind sich einig: Absage an blinde Exportorientierung und Liberalisierung. Eine international verantwortliche Milchpolitik muss die regionalen Märkte weltweit stärken
Kurz vor dem heute beginnenden „Global Forum for Food and Agriculture des Bundeslandwirtschaftsministeriums haben sich Bauernvertreter und Vertreterinnen aus Afrika, Asien, den USA und der EU in einer öffentlichen Tagung in Berlin am Beispiel Milch darauf verständigt, dass Ernährungssouveränität Vorrang hat vor der Weltmarktorientierung.
„Das Landwirtschaftsministerium und mit ihm auch Ministerin Aigner stützt seit langem eine Agrarpolitik, die den Interessen der Agrarindustrie zur Eroberung von Weltmärkten dient. Das wird von interessierter Seite auch noch zur Strategie zur Sicherung der Welternährung verklärt, sagt Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). „Dabei liegt die Sicherung der Welternährung in der Stärkung der bäuerlichen und klimaverträglichen Landwirtschaft mit einer Ausrichtung auf die regionale Versorgung.
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„Seit fast zwei Jahren machen die Milchbetriebe in der EU finanzielle Verluste, wenn sie ihre Milch an die Molkereien liefern, sagt Romuald Schaber vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). „Das liegt daran, dass in der EU aufgrund unrealistischer Marktprognosen seit 2008 die Milchquote kontinuierlich ausgedehnt worden ist. Damit sind Produktionsanreize geschaffen worden. Überschüsse gehören zum Weltmarktgeschäft mit billigen Massenwaren und zerstören die Milchpreise unserer Erzeuger. Der US-amerikanische Milchbauer John Kinsman von National Familiy Farm Coalititon ergänzt: „In den USA kämpfen die Milchbauern ebenfalls mit überschüssigen Milchmengen und um ihre finanzielle Existenz. Wir können unsere Kosten der Produktion nicht mehr decken.
„Wir fordern die EU auf, die Milchexporte in unsere Länder einzudämmen, damit wir eine eigene Milchwirtschaft aufbauen können, macht Dr. Henry Njakoi deutlich, Milchbauernvertreter in Kamerun.
Wie Politik den Aufbau und Erhalt ländlicher Wirtschaftsstukturen auch befördern kann, verdeutlicht Yudhvir Singh aus Indien, Vertreter der BKU Dairy Convenor: „Die Milchwirtschaft in Indien ist ein Beispiel für die Armutsbekämpfung und Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Proteinen. Dazu hat eine gezielte staatliche Unterstützung der kleinbäuerlichen Erzeuger und der genossenschaftlichen Vermarktung beigetragen, ebenso wie ein notwendiger Außenschutz vor Dumpingimporten.
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