„Wacht auf bevor es zu spät ist!“ lautet der Untertitel des Handels- und Umweltberichts der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung, UNCTAD, der am 18. September während der Sitzung ihres Rates in Genf vorgestellt wurde. „Die Landwirtschaft gehört zu den grössten Herausforderungen dieses Jahrhunderts“, sagte Ulrich Hoffmann von der UNCTAD. Er ist der Hauptautor und Koordinator des Berichtes an dem 60 internationale Experten beteiligt waren. Er forderte einen fundamentalen Wandel der Landwirtschaft, des Konsums, der Verarbeitung und des Handels mit Lebensmitteln. Obwohl weltweit mittlerweile genügend produziert werde um 12 bis 14 Milliarden Menschen zu ernähren litten heute fast eine Milliarde Menschen an Hunger. Der Klimawandel drohe die Krise, in den nächsten Jahren dramatisch zu verschärfen. weiterlesen
Deshalb müsse jetzt gehandelt werden. Ein Paradigmenwechsel sei dafür nötig, der mit einem „Mosaik-Ansatz“ verfolgt werden müsse. Vordringlich sei der Abschied von Monokulturen und industrieller Agrarproduktion, die von Agrarchemie und Mineraldünger abhänge. Stattdessen sollten die Länder auf nachhaltige und widerstandfähige Produktion, auf ihre Kleinbauern und agrarökologische Ansätze setzen.
Als bedrohliche Trends nennt der Bericht u.a. den Anstieg der Lebensmittelpreise um 80 Prozent, die Verachtfachung des Düngemitteleinsatzes in den letzten Jahrzehnten bei abnehmender Produktivitätssteigerung, den Verlust von Artenvielfalt und den rapide zunehmenden Beitrag der Landwirtschaft zur Erderwärmung. Der als „land grabbing“ bezeichnete Aufkauf von Land in Entwicklungsländern habe das fünf- bis sogar zehnfache der gesamten Entwicklungshilfezahlungen der Welt erreicht.
Die Produktion von Lebensmitteln müsse künftig „so lokal und regional wie möglich“ organisiert werden und die erste Priorität auf die Selbstversorgung vor Ort legen. Sie müsse auf größere Vielfalt der Anbaumethoden und Pflanzen setzen und darauf, Nährstoffkreisläufe wieder so weit wie möglich zu schließen. Landwirte müßten für Leistungen im Interesse der Gesellschaft wie sauberes Wasser, fruchtbaren Boden, Artenvielfalt und Landschaftspflege bezahlt werden.
Insgesamt knüpft der Bericht der UNCTAD wesentlich an dem 2009 veröffentlichten Weltagrarbericht der Weltbank und der Vereinten Nationen an, an dem auch viele der Autoren dieses Berichtes bereits beteiligt waren.
Elisabeth Schmelzer Minden Greenfairplanet