Eine Studie der Universität Bremen erachtet es als wahrscheinlich, dass die Spekulation mit Agrarrohstoffen die Lebensmittelpreise negativ beeinflusst. In einer Metastudie nahm der Ökonom Professor Hans-Heinrich Bass im Auftrag der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch die Aussage unter die Lupe, die Unbedenklichkeit der Agrarspekulation sei wissenschaftlich belegt. Spekulationsbefürworter stützten sich dabei oft auf Ergebnisse des Ethikprofessors Ingo Pies und des Agrarökonomen Thomas Glauben. Die Bremer Metastudie ergab nun, dass zwar in der Wissenschaft kein Konsens herrsche, empirische Studien tendenziell aber eher zu dem Schluss gelangten, dass die Spekulation einen negativen Einfluss auf die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel haben kann: „Den Beleg für die Unschädlichkeit der finanzwirtschaftlichen Agrarspekulation gibt es nicht.“ Professor Bass wertete den Literaturüberblick von Pies und Glauben über rund drei Dutzend Studien aus. Das Fazit: Die Auswahl sei einseitig und nur fünf der zehn zentralen empirischen Arbeiten sehen tatsächlich positive Effekte der Index-Spekulation. Davon stammen jedoch vier aus der Feder einer Forschergruppe um den US-amerikanischen Wissenschaftler Scott H. Irwin, der erst kürzlich offenlegen musste, eng mit der US-Agrar- und Indexfondsindustrie verbunden zu sein. „Unzweifelhaft gibt es noch erheblichen Forschungsbedarf zur Klärung der Preismechanismen auf den Warenterminmärkten. Viel drängender geworden ist aber inzwischen der Handlungsbedarf“, schlussfolgerte Professor Bass. Foodwatch appellierte daher an Deutsche Bank und Allianz, die immer noch an den umstrittenen Agrarwetten festhalten, umgehend auszusteigen.